Der Ablauf der Eingewöhnung 

Die Eingewöhnungszeit beginnt bei mir mit dem Start der Vertragslaufzeit und wird Schritt für Schritt aufgebaut. Mir ist es wichtig, dass jedes Kind in seinem eigenen Tempo ankommen darf. Deshalb orientiere ich mich nicht am Münchner oder Berliner Modell, wie es oft in Kindertageseinrichtungen verwendet wird. Stattdessen steht bei mir die Individualität jedes einzelnen Kindes im Mittelpunkt.

Jedes Kind bringt unterschiedliche Erfahrungen, Bedürfnisse und Temperamente mit. Manche Kinder fühlen sich schon nach kurzer Zeit sicher, andere brauchen etwas länger. Im Durchschnitt dauert eine Eingewöhnung bei mir etwa drei Wochen – manchmal geht es etwas schneller, manchmal braucht ein Kind ein paar Tage mehr. Entscheidend ist nicht der Kalender, sondern das Wohlbefinden des Kindes.
Ein Kind ist für mich eingewöhnt, wenn es…
- sich an der Tür vertrauensvoll von mir entgegennehmen lässt,
- sich von mir trösten und beruhigen kann,
- verstanden hat, dass es sich nicht nur um einen kurzen Besuch, sondern um einen neuen, wiederkehrenden Alltag handelt.
Weinen gehört für viele Kinder ganz selbstverständlich zur Eingewöhnung dazu. Trennungssituationen können herausfordernd sein, und Gefühle brauchen Raum. Wichtig ist, dass das Kind bei mir Halt findet und sich von mir beruhigen lässt – das zeigt mir, dass die Bindung zu mir entsteht und es sich sicher fühlen kann.
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Zurückhaltung als wichtiger Bestandteil der Eingewöhnung
Ein zentraler Baustein meiner Eingewöhnung ist die bewusste Zurückhaltung – sowohl von mir als pädagogische Fachkraft als auch von den Eltern. Kinder nehmen neue Eindrücke sehr intensiv wahr und können schnell überreizt sein. Deshalb ist es mir wichtig, dass sie ihre neue Umgebung in ihrem eigenen Tempo erkunden dürfen.
Während der Eingewöhnung sollen Eltern ihre Kinder nicht aktiv durch die Räume führen oder Spielsachen vorführen. Auch ich als Leitung halte mich bewusst zurück und dränge mich den Kindern nicht auf. Ich bespaße sie nicht dauerhaft und animiere sie nicht zu Aktivitäten. Stattdessen gebe ich den Kindern die Möglichkeit, selbst auf Entdeckungsreise zu gehen – und gehe erst dann auf sie ein, wenn sie aktiv meine Nähe oder Aufmerksamkeit suchen.
Gerade in Zeiten, in denen mehrere Eingewöhnungen parallel stattfinden, wie häufig im September, schützt diese Haltung die Kinder vor Reizüberflutung. Es kann für Kinder schnell zu viel werden, wenn viele Erwachsene gleichzeitig im Raum handeln oder den Kindern ständig etwas zeigen möchten.
Bleiben die Kinder in den ersten Tagen überwiegend im sicheren Bereich bei ihren Eltern, ist das völlig in Ordnung. Erst wenn sie von selbst bereit sind, sich zu lösen und die Räume zu erkunden, beginnt für sie der nächste Schritt der Eingewöhnung.
Mit dieser ruhigen, achtsamen und zurückhaltenden Begleitung habe ich durchweg positive Erfahrungen gemacht. Sie gibt den Kindern die Möglichkeit, Beziehungen aus eigener Motivation aufzubauen, Sicherheit zu entwickeln und in ihrem Tempo anzukommen.
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Die Rolle der Eltern
Ein bedeutender Teil der Eingewöhnung ist die positive Grundhaltung der Eltern. Kinder spüren sehr fein, wie es ihren Bezugspersonen geht. Fällt das Loslassen schwer oder ist der Trennungsschmerz groß, kann sich das auf das Kind übertragen und die Eingewöhnung erschweren. Eine offene, zuversichtliche Haltung hilft dem Kind enorm, sich auf den neuen Alltag einzulassen.
Ich wünsche mir daher eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern, viel gegenseitiges Vertrauen und eine offene Kommunikation. Gemeinsam schaffen wir die besten Voraussetzungen für einen gelungenen Start.
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Schnelle Eingewöhnung? – Genau hinsehen
Manchmal wirken Kinder auf den ersten Blick besonders unkompliziert und finden schnell Zugang zur Gruppe. Auch dann nehme ich mir bewusst Zeit, genau hinzusehen. Kinder, die scheinbar sehr schnell „funktionieren“, verarbeiten neue Eindrücke häufig erst später. Deshalb achte ich auch bei einer raschen Eingewöhnung darauf, dass das Kind langfristig sicher und stabil ankommt.